Massagen sind etwas Wunderbares. Wenn alles stimmt, verwöhnen sie, entspannen und bieten Raum fürs Ausatmen. Ist das Verhältnis zur Massierenden vertrauensvoll, können sie ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln, ermöglichen Loslassen, eine Beruhigung der Gedanken und erholsame Weite. Sie können innere Bewegung unterstützen, Lockerung und Klarheit. Behaglichkeit kommt auf. Alles ist gut.
Massagen sind etwas Wunderbares – und zwar auch dann noch, wenn wir sie etwas analytischer betrachten. Denn unabhängig von Traditionen und Konzepten birgt eine gelungene Massage immer auch das Potenzial, über die körperliche Erfahrung hinaus Bewegung im Gesamtsystem zu initiieren. Muskuläre Verspannungen beispielsweise sind sehr häufig Begleiterscheinungen psychischen und körperlichen Stresserlebens – eines Erlebens, das vom Organismus via Nerven-, Immun- und Hormonsystem über Jahre hinaus erinnert werden kann. Und so setze ich mit dem Lösen von Spannung und Blockaden zwar bei den aktuellen physischen Auswirkungen an, begegne aber in einer Umkehr dieser Verbindung gleichzeitig auch den darunterliegenden Ebenen. Gerade Ganzkörpermassagen haben in diesem Sinne deutlich regenerative, ausgleichende und integrierende Anteile, sie können die Körperwahrnehmung verbessern und Erfahrungen von Aufgehoben sein oder Sicherheit ermöglichen. Und: sie können Impuls sein für Veränderung, wenn die Zeit reif ist.
Die Besonderheit der ayurvedische Massage ist zudem natürlich im Kontext eben des Ayurveda zu verstehen. Da hier das gut funktionierende Verdauungsfeuer अग्नि agni im Zentrum der Gesundheit steht, zielt jede अभ्यङ्ग abhyaṅga oder Ölmassage immer auch auf eine Anregung des Stoffwechsels und auf Reinigung, nicht zuletzt durch die Verbesserung des Lymphflusses. Das traditionell aufbereitete Sesamöl als Basis der meisten Kräuteröle dringt durch seine aussergewöhnlich feine Molekülstruktur tiefer als unbehandelte Öle. So kann es die Zellregeneration unterstützen, Nährstoffversorgung verbessern – und in alldem das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte stärken. Sesamöl ist besonders reich an Mineralien und Antioxidantien, wirkt tonisierend und fungiert in der ayurvedischen Massage ausserdem als Transportmittel für pflanzliche Substanzen, die entsprechend der individuellen Konstitution das Massageöl bereichern. Das alles ist großartig. Unendlich wohltuend ist zudem der Augenblick, wenn das warme, ganzkörperlich umhüllende Öl und die rhythmischen Massagegriffe alle Analysen und klugen Erklärungen der letzten Absätze unwichtig machen.
Wer mag, bekommt trotzdem noch ein paar Gedanken für den Hintergrund.
Die ayurvedische Massage, wie wir sie in der westlichen Welt heute in der Regel kennenlernen, ist einen weiten Weg gekommen von der klassischen Form der abhyaṅga. An die Stelle tief ritualisierter, von zwei Massierenden ausgeführter Abläufe, wie sie im Rahmen einer pancakarma-Kur wichtig sind, ist im reinen Massagekontext meist die individuell angepasste Anwendung getreten. Auch ich arbeite mit der abhyaṅga als einer Verbindung traditioneller Techniken, die ich entsprechend Deiner aktuellen Konstitution, Deiner Bedürfnisse und subtilen Reaktionen kombiniere und variiere. So begegnet punktuelle Blockadelösung großflächigen Streichungen, die festere Massage der tiefen Muskulatur (विशेष vishesh) verbindet sich mit sanften Lockerungen – und stets werden die नाडी nāḍī oder Energiekanäle (ähnlich den Meridianen in der Akupunktur) mit ihren मर्म marma-Punkten miteinbezogen. Wenn Öl nicht passend erscheint, gibt es घर्षण gharṣaṇa, die Trockenmassage mit dem Rohseidenhandschuh.
All dies ist Kunst – altindische Massagekunst: präzise und komplex, fliessend und kreativ. Deine ganz persönliche Massagesitzung wird immer ein Bild dessen sein, was Du mitbringst – und dessen, was nachklingt, wenn das Mitgebrachte auf die Impulse der Massage trifft.