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Springkraut und Intuition – vom Wunder des richtigen Zeitpunkts.

Neulich im Wald trafen der Hund und ich auf eine kleine Kolonie der Gattung Impatiens – ein grossartiger Name übrigens für das Gewächs, das man nicht zwingen kann. In den fast 50 Jahren meiner innigen Springkrautliebe habe ich gelernt, dass ungeduldige Menschenfinger die Früchte immer nur zerquetschen werden – sehr unbefriedigend und ein Zeichen dafür, dass die Zeit noch nicht reif war. Wer sich je von dem Moment hat mitreissen lassen, in dem die Kapsel auf den Hauch einer Berührung von ganz alleine aufspringt, weiss hingegen, wie sich der richtige Zeitpunkt anfühlt. Neulich im Wald war das – ganz plötzlich und ganz klar – eine Erkenntnis, die sich groß anfühlte. Und die ich gern unter den Bäumen hervor in mein Leben einladen möchte. weiter lesen

Der diskrete Charme des Nichtwissens.

Die schiere Größe dessen, was wir nicht wissen, kann schon überwältigend sein. Auszuhalten, dass wir kleinen Menschen hier irgendwo im All rumhängen und keine Ahnung haben, wieso das bis jetzt immer irgendwie gut ging. Wieso wir nicht alle runterfallen. Wir können das Konzept von Unendlichkeit im Raum nicht wirklich begreifen, Endlichkeit und NICHTS vielleicht noch weniger. Das zu ertragen braucht Stärke und Demut, sagt meine kluge Frau. Und dann schneidet sie Paprika in Streifen.

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le système, c´est moi.

Unser Leben ist politisch. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, findet es immer im Rahmen von Strukturen und Weltanschauungen statt, im Rahmen von Hierarchien und Interessen.

Unser Leben ist politisch, natürlich. Es bewegt sich und uns zum Beispiel innerhalb eines Wirtschaftssystems, das – per Geflecht aus Profit und Kollateralschaden, aus Privilegien und Marginalisierung – diese Welt in den humanistischen und ökologischen Ruin zu treiben droht. Innerhalb dessen die Positionierung der Einzelnen stark von den Auswirkungen verschiedener, Ungleichheit schaffender Ideologien abhängt. Global und direkt vor der Haustür – und entlang von Kategorien wie Hautfarbe, Herkunft oder Geschlecht, kolonialem Erbe, Religion, Gesundheit oder weiß der Kuckuck was.

Klingt verwickelt. Ist es auch. weiter lesen

Ich freue mich, wenn es regnet…

…denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. So sagte Karl Valentin.

Im Grunde ist dem nichts hinzuzufügen – ich tu es dennoch. Weil dieser sonnige Tag nicht vorüber gehen soll ohne ein Loblied auf die hilfreiche innere Haltung als solche. Weil Freude und Großzügigkeit, Gelassenheit und Humor das Leben strahlen lassen können. Ebenso wie Dankbarkeit, Freundlichkeit und Liebe; wie die Fähigkeit zu vergeben und alle anderen Geisteszustände, die das Herz weit und den Blick klar werden lassen. Die gute Nachricht ist: all diese Haltungen lassen sich lernen, üben, kultivieren. Und das ist wirklich eine SEHR, sehr gute Nachricht. weiter lesen

Sabotierte Ungeduld und das Summen der Alpakas.

Wenn Alpakas sich wirklich wohl und aufgehoben fühlen, summen sie. Es ist ein ganz kleines, tief bewegendes Geräusch, das zu Tränen rühren und alles andere nebensächlich erscheinen lassen kann. So nebensächlich wie die Eile, die ich neulich einmal zu haben glaubte und die glücklicherweise nicht allzu ernst genommen wurde. Hätte die kluge Frau an meiner Seite nicht das zügige von A nach B Kommen einfach unterbrochen – wir wären der kleinen Herde junger Alpakas am Rand der Straße nicht begegnet, die da miteinander in friedliche, absichtslos wirkende Kommunikation vertieft war. weiter lesen

Ankommen – vom Wunder, mit dem eigenen Körper vertraut zu werden.

Es ist die 8. Woche dieser massagefreien Zeit, der Frühling lädt zum Sonnengruss und meine Gedanken spielen wieder mit dem Motiv der Verbundenheit. Tanzend, denn auf der körperlichen Ebene betrachtet, ist Verbundenheit für mich immer auch ein Tanz mit dem Leben – und das wiederum ist Yoga. Es sind der Rhythmus des Atems, die Melodie des Hier und Jetzt, die uns im yogischen Üben tragen, die uns helfen, den eigenen Körper als sicheren Ort kennenzulernen. Und weil Yoga in allem lebt, was Verbindung ist, führt der Weg zu diesem Ort nicht allein über die Yogamatte. weiter lesen

Wer wenn nicht wir, wann wenn nicht jetzt –
ein entspanntes Plädoyer fürs gemeinsame (Nach-) Denken und Handeln

Wir leben gerade in einer Zeit, die reif ist für grundlegende Veränderung.
OK, wir leben IMMER in so einer Zeit. Leben ist Veränderung, jeder Atemzug neu und alles Große beginnt mit einem ersten Schritt. Dennoch – es liegt eine ganz eigene Dynamik im Ausnahmezustand. Er schreckt uns auf aus dem status quo, irritiert und ermöglicht die Frage: ist das wirklich das Leben, das ich leben möchte? Die Welt, in der ich leben, die ich weiter so gestalten möchte? Denn auch wenn die meisten von uns nicht Jeff Bezos sind oder die Königin von Deutschland: wir haben alle einen Handlungsspielraum. weiter lesen

We are the world – eine Yogaschnecke denkt über VERBUNDENHEIT nach.

Morgen ist der 8. Mai und damit mal wieder Gelegenheit, wie konntet Ihr nur? zu sagen. Was bei einer solchen Anklage allerdings immer offen bleibt, ist die Frage: was hätte ich getan? Was hätte ich gesehen? Und vor allem: was sehe und tue ich heute? Das Wissen um alles Leid der Welt ist in dieser Zeit so leicht zugänglich wie nie zuvor – selten mehr als eine Suchanfrage entfernt, bleibt es dennoch viel zu oft ohne wirkliche Resonanz. Also, how dare we? Was fehlt, ist möglicherweise und immer wieder das Gefühl von Verbundenheit. weiter lesen

Sehnsucht nach der vertrauten Absurdität –
ein freundliches Zurückweisen des Normalitätsgedankens

Die Zeit vergeht, und noch immer ist unser tägliches Leben irritiert vom Nichtsowirklichverstehen, von Vorgaben und Theorien der einen oder anderen  Art. Noch immer erscheint mir Ausatmen als eine gute Grundlage für eine grössere Klarheit in alldem, für ein Nachdenken zum Beispiel über die Illusion von Kontrolle, über Berührung, Ambivalenz, den Begriff der Freiheit (ihr wisst schon) – und fürs Handeln. Wohin uns das dann führt und was uns in den nächsten Wochen noch so alles erwartet, können wir nicht wissen. Der nahezu kollektive Wunsch allerdings nach möglichst bald wiederhergestellter Normalität – der ist mittlerweile nicht mehr zu überhören.

Ein verständlicher Wunsch? Auf jeden Fall. Einer, den wir wirklich erfüllt sehen wollen? Ich WEISS nicht. weiter lesen

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing –
eine kleine Improvisation über den Begriff der Freiheit

Als dieses Jahr noch keine Minute alt war und wir auf dem Parkett der Alten Fabrik zur Livemusik schwoften, hab ich die taufrischen Roaring Twenties aus tiefstem Herzen dem Tanzen gewidmet. Allem, was ich schon so lange liebe, zwischen Walzer und skanking, Ballhaus und Party – und aber sehr auch dem Lindy Hop, einem Swingtanz, der so aussehen und sich schon beim Mitwippen fröhlich anfühlen kann. Das war ein glücklicher Moment, in dem mir nochmal bewusst wurde, wie wichtig mir die bewegte Musik ist, mit allem, was sich darin lebendig anfühlt. Und mit allem, was darin Freiheit ist. weiter lesen